Computer- und Internetführerschein
Medienkompetenz bedeutet, Medien für die eigenen Ziele und Bedarfe nutzen und die erworbenen Fähigkeiten weitergeben zu können. Der Erwerb von Medienkompetenz wird somit als Teil eines Bildungsprozesses gesehen, der die Befähigung zur gesellschaftlichen Teilhabe ermöglicht. Im Rahmen der Computer- und Internetführerscheinkurse in sozialen Einrichtungen wurde neben der reinen Bedienkompetenz daher auch ein kritischer und verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien vermittelt. Die Grundlagen der modular angebotenen Kurse waren daher die didaktischen Prinzipien Teilnehmendenorientierung, Situationsansatz, problemorientiertes Lernen, Lebensweltbezug und Partizipation.
Praxisbeispiele:
Im Mehrgenerationenhaus Pusteblume in Halle fand wöchentlich ein Computerkurs für ältere Menschen statt. Diese wurden von Lia Heine in Aufbau und Umgang mit Hard- und Software wie Excel, Word und PowerPoint geschult. Kai Böwe beantwortete in einer gemeinsam mit dem Seniorenrat in Stendal ins Leben gerufene Handysprechstunde einmal in der Woche Fragen und Probleme rund um das Smartphone (z.B. Download von Apps, Anlegen von Kontakten, etc.).
Digitales Storytelling
Digitales Storytelling verbindet mündliches Geschichtenerzählen mit multimedialer Technik. Eine auf die wesentlichen Aussagen reduzierte Geschichte (z.B. Erinnerungen, Erfahrungen) wird durch die Verknüpfung mit Bildern, Videos und Musik verstärkt. Erzählt wurden diese Geschichten von Freiwilligen und/oder den Klientinnen und Klienten. Die Bilder stammten aus einem Fotoalbum der Beteiligten oder wurden speziell für die Geschichte fotografiert, gefilmt oder aus anderen Quellen ausgesucht. Digitale Geschichten entwickeln durch ihre persönliche Perspektive, die audio-visuelle Verbindung und ihre Kürze eine besondere Intensität. Digitales Storytelling umfasst sowohl Geschichten von und für Menschen als auch von gemeinwohlorientierten Einrichtungen und ihrer Akteure. So können beispielsweise die Seniorinnen und Senioren eines Altenpflegeheims ihre Lebensgeschichte als Film oder Hörstück mit Hilfe von Freiwilligen digital zugänglich machen und dabei zugleich die Bindung zur Altenpflegeeinrichtung verdeutlichen.
Praxisbeispiele:
John Hetsch entwickelte eine ganze Storytelling-Seite zum Thema Gedenkstättenfahrten. In kurzen Audio-, Video-, Foto- und Textbeiträgen ließ er Jugendliche über ihre Gedanken zu Gedenkstättenfahrten und den Nationalsozialismus berichten.
Der im Jugendherbergswerk tätigte Freiwillige Nils Novak hat sich 2017 im Jubiläumsjahr auf Spurensuche von Martin Luther begeben. Als sogenannter „Refo-Reporter“ bloggte er ausführlich über seine Erlebnisse: menschmartin.org/category/refo-reporter/
Digitale Kampagne
Durch digitale Kampagnen sollen Menschen mittels niedrigschwelliger Öffentlichkeitsarbeit aktiviert werden, sich freiwillig und gemeinwohlorientiert für eine „gute Sache“ einzubringen. Die Umsetzung dieses digitalen Bausteins wirkte somit nicht nur unterstützend für die generelle Vorbereitung, Organisation und Durchführung bürgerschaftlichen Engagements. Er ermöglichte zudem digitales bürgerschaftliches Engagement als „neue Form“ von gemeinwohlorientierter Partizipation. In Kombination mit Elementen des Fundraisings konnten gemeinwohlorientierte Einrichtungen hierdurch auch in der Realisierung sozialer Projekte unterstützt werden.
Praxisbeispiele:
In 2016 und 2017 haben die Freiwilligen Johann Georgi und Marco Petersilge ein altes Klavier im Seniorenheim aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. Mit einer digitalen Kampagne ist es ihnen gelungen, Klavierpatenschaften zu werben, um das Klavier stimmen zu lassen. Philipp Conrad warb mit seiner digitalen Kampagne „Geld für’s Feld“ 6.000 Euro für seine Einsatzstelle Wald 1.1 gGmbH ein. Das ermöglichte der Umweltschutzorganisation, die sich Aufforstungsprojekten widmet, den Erwerb eines neuen Traktors.
Internettelefonie
Neue Medien gehören für viele zum Alltag und verbreiten sich zunehmend. Gleichzeitig gibt es eine Vielzahl von – insbesondere älteren – Menschen, die diese technischen Geräte heute nicht benutzen können. So sind Lebensältere häufig vom Internet als modernem Kommunikationsmedium abgeschnitten. Dadurch verbreitert sich eine digitale Kluft zwischen aktiven und kompetenten – meist jüngeren – Nutzerinnen und Nutzern und der älteren Generation. Durch die Vermittlung eines kompetenten Umgangs mit der Internettelefonie wurde gesellschaftliche Teilhabe (z. B. Kommunikation mit Familienangehörigen) erleichtert und/oder gar erst ermöglicht.
Praxisbeispiel:
Johann Georgi erfüllte seinen Bezugspersonen im DRK-Altenpflegeheim in Halle einen großen Wunsch: er schulte sie im Umgang mit ihren Tablets und Laptops und zeigte ihnen, wie man ein Videotool installiert und somit Kontakt zu Familie und Freundeskreis halten kann.
Barrierefreie Webseiten
Barrierefreiheit adressiert sowohl Menschen mit und ohne Behinderung als auch technischen oder altersbedingten Einschränkungen ein. Menschen mit Behinderung nutzen überdurchschnittlich häufig das Internet und sind dabei auf eine spezielle Aufbereitung der Webangebote angewiesen. Bei der Gestaltung Barrierefreier Webseiten wurde auch die Frage nach der Plattformunabhängigkeit gestellt – die Internetangebot sollten mit allen Formaten und Geräten nutzbar sein. Inhalte wurden übersichtlich und in leicht verständlicher Sprache präsentiert um somit auch unterschiedliche Niveaus an Bildung, Ausbildung und intellektuellem Niveau zu berücksichtigen. Auch die besonderen Bedürfnisse älterer Menschen sowie Menschen aus benachteiligten Lebensverhältnissen wurden in die Überlegungen einbezogen.
Praxisbeispiele:
In den DRK-Kreisverbänden Dessau, Weißenfels und Schönebeck haben die Freiwilligen Christian Hampl, Sania Khan und die aus der Ukraine stammende Yelizaveta Tishenko wesentlich dazu beigetragen, neue Webseiten zu entwickeln sowie Sprachbarrieren abzubauen (z.B. durch mehrsprachige Textversionen).
Alltagsunterstützende Technologien (Apps)
Alltagsunterstüzende Technologien werden als Anwendungssoftware genutzt, um eine bestimmte Funktionalität zu ermöglichen. Sie dient „Lösung von Nutzerproblemen“, die sich beim FSJdigital an den Bedürfnissen sozialer Einrichtungen und deren Klientinnen und Klienten orientierte. Insbesondere bei älteren Menschen sollten Skepsis und Ängste gegenüber digitalen Entwicklungen abgebaut und ihr Vertrauen durch das Erlernen des kompetenten Umgangs mit diesen nützlichen Helfern gestärkt werden. Digitale Technologie kann z.B. einen Zugang zu wirksamen und sicheren Assistenzsystemen für pflegebedürftige Menschen bieten und damit ein selbstbestimmtes Leben im Alter unterstützen sowie soziale Teilhabe stärken. Durch den Einsatz neuer Technologien konnten in gemeinwohlorientierten Einrichtung zudem die unterschiedlichen Beteiligten (z.B. Pflegebedürftige, Pflegedienste und Angehörige) für eine menschlichere und intensivere Pflege wirksam vernetzt werden.
Praxisbeispiel:
Der Freiwillige Nikolas Weigt hat wesentlich an der Entwicklung und Testung der DRK Discovery App mitgewirkt. Die App „DRK Discovery Sachsen-Anhalt“ ist ein gemeinsames Öffentlichkeitsarbeitsprojekt der beteiligten Kreisverbände. Sie ist als Entdeckungsreise durch die Welt des DRK konzipiert. Mitgliedsverbände haben die Möglichkeit, intuitiv einstellbare Termine in der App als Instrument zur Akquise und Steuerung von neuen Ehrenamtlichen zu nutzen.
Barcamp
Als Mischung von Präsenz- und Online-Teilnahme bringen Barcamps die Idee des Web 2.0 und des Mitmachens und Einmischens in die Offline-Welt. Es handelt sich um ein hierarchiefreies Format, in dem junge Menschen und ihre Expertise in eigener Sache zu Wort kommen. Das Format setzt auf die Kompetenzen und das Engagement der jungen Menschen, löst Hierarchien auf und ermöglicht eine ortsunabhängige Teilnahme und -habe. Dies ermöglicht auch die Partizipation von Freiwilligen im/aus dem Ausland (z.B. Freiwilligen in internationalen Freiwilligendiensten). Inhalte und Ablauf wurden von den Teilnehmenden zu Beginn des Barcamps selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet.
Praxisbeispiel:
Mit dem Barcamp „OpenBadgesCamp – Trust meets OpenBadges“ hatte die FSJlerin Saskia Krebsz für ihre Einsatzstelle GoEurope eine Veranstaltungsplattform geschaffen, die es strategischen Partnern und Interessierten ermöglichte, einen Einblick in internationale Projektideen zum Thema Badges zu bekommen. OpenBadges können als digitale Tools zur Darstellung, Zertifizierung und Visualisierung von Lernerfahrungen genutzt werden und individuelle Lernprozesse noch detaillierter sichtbar machen.